Inhaltsverzeichnis
- Maschinen ordnen das Chaos und nehmen den Mitarbeiter*innen körperliche Arbeit ab
- Laufarbeit statt Kisten schleppen: Roboter und intelligente Regalaufzüge kümmern sich um die Waren
- Wie der Wille zu mehr Effizienz die Arbeitsbedingungen negativ beeinflusst
- Gefährdet die Digitalisierung den Arbeitsmarkt der Zukunft?
- Fazit:
Riesige Hallen mit einer Länge von hunderten Metern, so hoch wie ein Öltanker mit Platz für eine ganze Flugzeugflotte. Die Logistikzentren der großen Online-Versender lassen sich mit einem Wort umschreiben: gigantisch. Das gilt nicht nur für die Abmessungen, die locker mehreren Fußballfeldern Platz bieten. Gigantisch ist auch das technische Know-how, das, in den Hallen steckt. Denn Logistikzentren sind mehr als nur reine Warenlager. Ohne die teils bahnbrechenden Fortschritte in der Digitalisierung wäre es schlicht unmöglich, die enormen Warenströme zu koordinieren und just in time auszuliefern. Die wichtigsten Instrumente, ohne die heute nichts mehr geht, sind ausgeklügelte Warenwirtschafts- und Lagerverwaltungssysteme. Hier zeigt sich auch die Kernkompetenz großer Versender, bei denen es sich im Kern um Tech-Unternehmen handelt: Die Software wird größtenteils inhouse entwickelt und exakt auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmt.
Online-Versender wie Amazon bezeichnen Ihre Logistikzentren folgerichtig als Fulfillment Center, in der die komplette Abwicklung Ihrer Online-Bestellungen stattfindet: von der Anlieferung der georderten Produkte, über die Konfektionierung bis zur Auslieferung an die Kundschaft. Doch wie sieht es in einer solchen Halle mit der Arbeitsteilung zwischen Mensch und Maschine aus?
Maschinen ordnen das Chaos und nehmen den Mitarbeiter*innen körperliche Arbeit ab
Ganz ohne die menschliche Arbeitskraft kommen Logistikzentren (noch) nicht aus. Doch bereits jetzt geben Computer und intelligente Software den Takt vor und sind der wichtigste Erfolgsfaktor für eine effiziente Warenhaltung. Tatsächlich folgt die Ordnung in den durch digitalisierten Hallen einer maschinellen Logik, die für den Mensch unkoordiniert und chaotisch aussieht.
Nur der Computer hat den exakten Überblick darüber, welche Produkte angeliefert werden, in welchem Regalfach Sie von Robotern abgelegt werden und wann Sie an welche Kund*innen herausgehen müssen. Ein enormer Vorteil für die menschlichen Arbeitskräfte. Denn die Software erstellt für die Mitarbeiter*innen eine Liste mit allen bestellten Produkten, die händisch aus dem jeweiligen Fach abgeholt – „gepickt“ – werden.
Umwege sind dabei faktisch ausgeschlossen. Ein intelligenter Algorithmus sorgt dafür, dass die Wege zwischen den Regalen möglichst kurz sind. Nur so ist es möglich, dass die Mitarbeiter*innen, mehrere Artikel pro Minute in den riesigen Warenlagern finden und für den Versand fertigmachen.
Unterstützt werden die Mitarbeiter*innen dabei von einem Handgerät, mit dem die darauf gespeicherten Produkte gefunden und eingescannt werden.
Laufarbeit statt Kisten schleppen: Roboter und intelligente Regalaufzüge kümmern sich um die Waren
Lagerarbeiter*innen, die mit dem Stapler Paletten in Hochregale einsortieren oder selbst große Pakete tragen müssen, werden in voll digitalisierten Logistikzentren nicht mehr benötigt. Es dominieren automatische Lagersysteme. Schwere Lasten, etwa komplette Euro—Paletten, werden mit Palettier Robotern auf oder von Fließbändern gehoben und zur Lagerung gestapelt.
Mit sogenannten Multishuttles und Rob-Stows werden die Waren in den einzelnen Ebenen der Regalreihen einsortiert. Dabei wird der Lagerort automatisch erfasst und in der Lagerhaltungssoftware hinterlegt. Werden die eingelagerten Waren an einem anderen Ort benötigt, transportieren autonome Transportroboter ganze Paletten an den jeweiligen Einsatzort. Alleine Amazon verfügt in seinen Logistikzentren weltweit über 100.000 solcher Transportroboter.
Wie der Wille zu mehr Effizienz die Arbeitsbedingungen negativ beeinflusst
Bereits seit Jahren stehen die großen Versender wie Amazon, Zalando und Co. in der Kritik. Die Streitpunkte sind vielfältig. Moniert werden die Arbeitsbedingungen und vor allem der hohe Druck, dem die Mitarbeiter*innen täglich ausgesetzt sind.
Ein weiteres Manko für die Mitarbeiter*innen: Die digitalisierten Unternehmen sind durchoptimiert und auf höchste Effizienz ausgerichtet. Ständige Leistungskontrollen sind die Folge, denn eine Überwachung der Arbeitsleistung ist mittels der Handgeräte problemlos möglich.
Gefährdet die Digitalisierung den Arbeitsmarkt der Zukunft?
Derzeit ist der Bedarf an Logistik-Mitarbeiter*innen enorm hoch. Die Versender finden nur mit Mühe neue Angestellte. Allerdings geben die zunehmende Digitalisierung sowie der Fortschritt im Bereich künstliche Intelligenz und Robotik Anlass zur Sorge. Denn ob in 5 bis 10 Jahren noch so viele Beschäftigte in den Logistikzentren arbeiten werden, ist derzeit nicht abzusehen. Allerdings eröffnet der technische Fortschritt auch große Chancen für den Arbeitsmarkt von morgen. Maschinen müssen schließlich gewartet werden und Software sowie Roboter entwickelt werden. Auch weitere Berufszweige der Logistikbranche sind in Zukunft auf ausgebildete Fachkräfte, studierte Ingenieure und Informatiker angewiesen.
Fazit:
Logistikzentren sind ein Paradebeispiel dafür, wie Maschinen und Menschen Hand in Hand arbeiten. Kritiker betrachten die derzeitige Situation nur als Übergang zu einer Zukunft, in der die Maschinen das Zepter vollständig übernehmen. Ein Lichtblick der Digitalisierung in der Logistikbranche ist der steigende Bedarf nach hoch qualifizierten Arbeitskräften. Ingenieur*innen, Informatiker*innen und Facharbeiter*innen werden ebenfalls händeringend gesucht.
Ihre Meinung interessiert uns!
Bitte beachten Sie, dass wir Kommentare, die Links oder persönliche Daten beinhalten, nicht freigeben können.