Bei dem Wort Hacker denken die meisten an Programmierer, die sich illegal Zugang zu Firmennetzwerken verschaffen oder Schädlinge entwickeln, mit denen Sie die PCs von Millionen Nutzern infizieren. Dass viele Hacker Ihre Zeit tatsächlich eher damit verbringen, Schwachstellen in IT-Systemen aufzuspüren oder neue Lösungen für allerlei Software-Probleme zu finden, beweisen Hackathons. Diese Großveranstaltungen für Programmierer und Entwickler bringen regelmäßig viele Gleichgesinnte zusammen. Das Ziel: Innovative Lösungen für bestehende Herausforderungen finden, oder neue Denkansätze für die Zukunft entwickeln.
Auf den ersten Blick hat ein Hackathon viel mit einer LAN-Party gemeinsam – allerdings liegt der Fokus nicht auf Computerspielen. Ein Hackathon, bei dem es sich um eine Wortschöpfung aus den Wörtern „Hacken“ und „Marathon“ handelt, dient vielmehr dazu, Programmierer und Softwareentwickler zusammen- und gemeinsam neue Projekte voranzubringen. In der Regel sind diese Zusammenkünfte, die eine bunte Mischung aus Entwicklerkonferenz, Messe und mitunter sogar Stellenbörse darstellen, auf einen Zeitraum von 48 Stunden bis zu einer Woche angesetzt.
Hackathons: Vom Szene-Treffen hin zu medial beachteten Events der Software-Branche
Erstmals Erwähnung fand der Kunstbegriff 1999 bei Entwickler-Veranstaltungen von OpenBSD – einem bekannten freien Betriebssystem. Das Unternehmen Sun Microsystems – 2010 von Oracle aufgekauft – nutzte Hackathons schon sehr früh als Talentbörse, um angehende Informatiker und Programmierer für das eigene Unternehmen zu finden.
Zwischen Kommerz und Weltverbesserung: Wo findige Tüftler innerhalb kurzer Zeit Lösungen entwickeln
Hackathons können sich je nach Veranstalter einem speziellen Thema widmen oder aber ein buntes Potpourri an unterschiedlichen Fachbereichen zur Agenda haben. Das erklärte Ziel besteht in der Regel aber darin, dass sich viele Entwickler und Programmierer zusammentun, um Programmcode oder sogar komplett funktionale Software innerhalb kürzester Zeit zu erstellen. Und natürlich stehen die Events auch Anfängern offen und sind nicht nur den eingefleischten Profis vorbehalten.
Doch abgesehen davon, dass der Fokus nach wie vor auf Software und deren Entwicklung oder Verbesserung liegt, bieten Hackathons eine große Bandbreite an Feldern, in denen sich einzelne Gruppen der kreativen Lösung von technischen Problemen widmen.
Dazu gehören auch Themen wie Photovoltaik, Wasseraufbereitung oder der Klimaschutz. Waren Hackathons vor 20 Jahren noch weitestgehend Non-Profit-Events, ist eine Kommerzialisierung dieser Veranstaltungen heutzutage kaum noch wegzudenken. Denn natürlich treten auch IT-Riesen wie Google und Facebook als Sponsoren von Hackathons auf, richten selbst Entwicklerveranstaltungen aus, oder schicken Ihre Scouts zur Sichtung von neuen Talenten auf diese Events.
Hackathons erfüllen stets mehrere Funktionen auf einen Schlag:
- Netzwerken unter den Teilnehmern, Sponsoren, teilnehmenden Firmen und Institutionen
- als Jobbörse für Studenten, Absolventen und Berufseinsteiger, sowie als Betätigungsfeld für Talent-Scouts und Entscheider aus dem Personalbereich der Firmen
- Erwerbsquelle für Entwickler: Im Rahmen einiger Hackathons werden Wettbewerbe ausgetragen, die zum Teil mit Preisgeldern von einigen Hunderttausend Euro dotiert sind. Das können findige Programmier-Lösungen sein, mit denen Sicherheitslücken geschlossen werden oder Programmcode, der die Effizienz von ganzen Server-Farmen oder der Unternehmens-IT erhöht.
Keine Randerscheinung: Auch in Deutschland haben sich Hackathons etabliert
Die meisten Hackathons in Deutschland sind für die Teilnehmer kostenfrei oder es wird eine geringe Pauschale für die Verpflegung und die Finanzierung der Veranstaltung aufgerufen. Zu den bekanntesten Veranstaltungen dieser Art gehören neben den Events des Chaos Computer Clubs auch Veranstaltungen wie die Code Days, Jugend hackt oder Coding Da Vinci. Allen Veranstaltungen gemein ist ein umfassendes Rahmenprogramm mit Konferenzen, Workshops und Präsentationen.
Auch die Bundesregierung rief dieses Jahr zum ersten Hackathon überhaupt auf: Bei #WirVsVirus Hackathon der Bundesregierung zeigte sich die Stärke der Digitalisierung zur Krisenbewältigung: In 48 Stunden brachten die Veranstalter online über 28.000 Menschen zusammen, die gemeinsam an 1500 Lösungen arbeiteten.
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