Was bedeutet Buy now, pay later?
„Buy now, pay later“ heißt übersetzt: „Kaufe jetzt und zahle später“. Neu ist das Prinzip nicht: Bereits seit dem 19. Jahrhundert existieren Ratenkredite, um Menschen die Chance zu geben, Waren zu kaufen, für die ihnen zum Kaufzeitpunkt die finanziellen Mittel fehlten. Seitdem gehören solche Kreditkäufe ganz selbstverständlich zu unserer Wirtschaft. Unter dem Namen „Buy now, pay later“ oder abgekürzt BNPL hat der Ratenkauf in den letzten Jahren jedoch nochmal an Bedeutung hinzugewonnen. Mittlerweile gibt es viele neue Anbieter, die die Methode unter dem Namen BNPL in ihrem Repertoire haben; beispielsweise internationale Zahlungsdienstleister wie Klarna und Paypal.
Wie funktioniert BNPL / Buy now, pay later?
Angezeigt wird die BNPL-Option in der Regel immer dann, wenn Sie mit Ihrem gefüllten Online-Warenkorb an die digitale Kasse gehen und dort nach ihrer bevorzugten Zahlmethode gefragt werden. Neben den üblichen Angeboten wie Sofortüberweisung, Kreditkartenzahlung oder Kauf auf Rechnung mischt sich immer häufiger auch BNPL darunter. Für viele Käuferinnen und Käufer ist das besonders verführerisch. Denn: Es gibt Anbieter, die ihnen bis zu 36 Monate Zeit lassen, ihre Raten für den Einkauf abzubezahlen. Dahinter steckt hierbei allerdings einfach nur das Prinzip eines klassischen Kredits, denn es fallen Zinsen auf die geliehene Geldsumme an – die sind mit bis zu 15 Prozent häufig saftig.
Und hier steckt auch schon die größte Gefahr von BNPL. Unsere Einkäufe werden langfristig betrachtet viel teurer als, wenn wir die Summe sofort bezahlt hätten. Hinzukommt, dass Verbraucherinnen und Verbraucher dieses System oft nicht sofort durchschauen. Die verführerische BNPL-Option schummelt sich in der Regel recht unscheinbar unter die anderen Bezahlmethoden. Was dann hinter dem Ratenkauf steckt, wird oft nicht hinterfragt – und mit einem Klick ist der Kredit wirksam und die Konsumschulden-Falle schlägt zu.
Dennoch wird BNPL sehr gut nachgefragt. Eine Umfrage im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) ergab, dass rund 37 Prozent der Internetuser in den letzten zwölf Monaten mindestens eine Online-Bestellung per Rechnung, Ratenkauf oder längerem Zahlungsaufschub getätigt haben. Eine Umfrage der Schufa bestätigt die Tendenz: Demnach wurden im Jahr 2021 rund 7 Millionen Ratenkreditverträge in Deutschland abgeschlossen – 4,5 Prozent mehr als im Vorjahr.
BNPL-Risiken kennen
Größtes Risiko der Buy-now-pay-later-Bezahlmethode ist die Verschuldung. Vor allem junge Menschen sind gefährdet. Laut dem aktuellen Risiko- und Kredit-Kompass der Schufa haben im vergangenen Jahr 44 Prozent der befragten Personen zwischen 16 und 25 Jahren die Bezahloption „Ratenzahlung“ gewählt. Mittlerweile kursiert in den sozialen Medien beispielsweise der Hashtag #Klarnaschulden, mit dem Internetuser Kontoauszüge mit ihren offenen Forderungen bei dem Zahlungsdienstleister veröffentlichen. Die Summen sind nicht selten schwindelerregend – immerhin machen es die Zahlungsanbieter mit nur wenigen Klicks möglich, Kredite mit teuren Zinszahlungen abzuschließen. Die häufig unbedarften und wenig erfahrenen Online-Nutzerinnen und -Nutzer fallen dann gerne auf die Verlockung herein. Denn die Höhe der Zinsen wird häufig nicht sehr transparent auf den jeweiligen Websites angegeben. Oft schließen Verbraucher*innen Kredite ab, ohne zu wissen, wie viel sie der Ratenkauf kosten wird. Wer nicht pünktlich zahlen kann, muss zusätzlich mit Mahngebühren rechnen.
Wer bietet Buy now, pay later an?
BNPL ist längt angekommen in der Online-Welt. Viele Zahlungsdienstleister haben ihren Nutzen darin erkannt und bieten diese Bezahlmethode an. Wir haben die bekanntesten für Sie unter die Lupe genommen:
Klarna
Klarna ist ein schwedischer Zahlungsanbieter mit zugehöriger App, der die Zahlungsansprüche von Händlern übernimmt und die Kundenzahlungen für sie abwickelt. Dabei bietet Klarna mehrere Zahlungsoptionen an: Rechnungen und Ratenkauf – also das BNPL-Prinzip. Auf der Website von Klarna heißt es, dass die Kosten des Einkaufs auf feste oder flexible Raten in einem Zeitraum von bis zu
36 Monaten aufgeteilt werden können. Was nicht so plakativ zu lesen ist: Für diese Möglichkeit müssen Verbraucherinnen und Verbraucher deftige Zinsen zahlen. Wie das aussehen kann, hat Klarna in seinen Geschäftsbedingungen anhand eines Beispiels angegeben: Demnach wird ein fester Monatsbetrag von 0,45 Euro fällig. Dazu kommt ein prozentualer Sollzinssatz. Dieser ist laut Klarna variabel. Wer einen Kredit von 500 Euro aufnähme und monatlich über einen Zeitraum vom 12 Monaten 44,86 Euro zurückzahle, würde am Ende auf einen Gesamtbetrag von 538,35 Euro kommen – der effektive Jahreszins beträgt 14,79 Prozent. Darüber hinaus gibt Klarna an, Bonitätsprüfungen durchzuführen, sobald man sich für die Ratenzahlung entscheidet.
Paypal
Paypal ist ein börsennotierter Betreiber eines US-Online-Bezahldienstes. Der Finanzdienstleister ermöglicht Online-Zahlungen und bietet seine Bezahlvorgänge kostenlos an. Mit dabei ist auch die Option „Buy now, pay later“, die hier auf der Website vorgestellt wird. Paypal bietet das Bezahlen der Ware in Raten mit einer Laufzeit von bis zu 24 Monaten an. Unter all den vermeintlichen Vorteilen, die hier prominent hervorgehoben werden, findet sich darunter im Kleingedruckten die wesentliche Info zum effektiven Jahreszins. Wer in Zahlungsverzug gerät und Paypal eine Lastschrift vom Bankkonto nicht einziehen kann, muss 2,80 Euro pro fehlgeschlagenem Lastschrifteinzug zahlen. Paypal führt eine Bonitätseinschätzung durch und teilt den Kreditauskunfteien Name, Anschrift, Geburtsdatum und Bankverbindung seiner Kundinnen und Kunden mit. Mehr dazu erfahren Sie hier.
Ratepay
Ratepay ist ein deutscher Zahlungsdienstleister, der unter anderem auch die Option „Buy now, pay later“ anbietet. Möglich sind Ratenzahlungen in einem Zeitraum von bis zu 36 Monaten. In seinen Geschäftsbedingungen gibt Ratepay einen Sollzins von 13,70 Prozent an. Eine Beispielrechnung ist hier zu finden. Auch Ratepay führt eine Risikoanalyse durch, um die Zahlungsfähigkeit von Verbraucherinnen und Verbrauchern zu überprüfen.
Apple Pay Later
Die BNPL-Option von Apple ist zwar bisher nur in den USA verfügbar, wird aber früher oder später auch in Deutschland eingeführt. Damit wäre es dann auch bei uns möglich, einen Apple-Pay-Kauf in vier gleich großen Raten innerhalb von sechs Wochen zu bezahlen, ohne dass Zinsen oder andere Gebühren anfallen. Verbraucherinnen und Verbraucher können die Funktion „Später mit Apple Pay bezahlen“ beantragen, wenn sie mit Apple Pay bezahlen. In den USA ist der Höchstbetrag auf 1.000 Dollar festgelegt. Wie die konkrete Umsetzung in Deutschland aussehen wird, ist noch nicht bekannt.
Alle Angaben ohne Gewähr.
Sie sind auf der Suche nach vertrauensvollen Internet-Shops, bei denen Sie die Zahlungsart selbst auswählen können? Dann nutzen Sie die Trusted Shops Shopsuche. Wie sie funktioniert, lesen Sie hier. Wenn Sie fit darin werden möchten, einen Fake-Shop zu enttarnen, haben wir hier die besten Tipps für Sie.
BNPL nutzen? Mit diesen Tipps erhöhen Sie Ihre Sicherheit
Die eigene Finanzlage im Blick haben
Hinter BNPL steckt oft ein perfides System: Es ist nämlich besonders für diejenigen attraktiv, die sowieso knapp bei Kasse sind. Lässt sich genau diese Zielgruppe von der Ratenzahlung verführen, fallen nicht nur hohe Zinsen an, sondern bei Zahlungsverzug auch Mahngebühren, die obendrauf gerechnet werden. Ein tolles Geschäft für den Zahlungsanbieter. Wichtig ist es deshalb, die eigenen Finanzen zu kennen und sich nicht zu überschätzen.
Rahmenbedingungen überprüfen
Zahlungsanbieter gehen in der Regel mit ihren teuren Zinssätzen nicht hausieren. Wer also unbedingt Buy now, pay later nutzen möchte, sollte sich vor Kreditabschluss genau mit den jeweiligen Rahmenbedingungen beschäftigen. Diese müssen auf der entsprechenden Website veröffentlicht sein. Von Klarna sind Sie beispielsweise hier zu finden.
Rechtslage checken
Es ist wichtig zu wissen, worauf man sich einlässt, wenn man BNPL nutzt. Wussten Sie beispielsweise, dass bei Beträgen unter 200 Euro oder bei Darlehen, die innerhalb von drei Monaten getilgt werden müssen, kein darlehensrechtlicher Verbraucherschutz greift? Das bedeutet auch, dass die Kreditwürdigkeit nicht geprüft wird. Das hat zur Folge, dass Sie viele unabhängige Bestellungen unter 200 Euro tätigen können – was bei schlechter Finanzlage schnell zu hohen Schulden führt.
Schufa-Konsequenzen bedenken
Werden Produkte im Wert von mehr als 200 Euro eingekauft, muss der Buy-now-pay-Later-Anbieter eine Bonitätsabfrage starten. Das kann durchaus positiv sein, weil Sie dadurch eine Art Kauf-Begrenzung von außen erhalten, falls Sie nicht entsprechend finanzstark sind. Allerdings sendet es ein negatives Signal an die Schufa, wenn Sie mit Ihren Zahlungen im Verzug sind.
Mahngebühren unbedingt vermeiden
Viele BNPL-Anbieter machen ein großes Geschäft allein mit Mahngebühren. Sie sollten unbedingt darauf achten, diese zu vermeiden – denn so wächst Ihr Schuldenberg nur weiter in die Höhe. Vor allem bei sehr langen Fristen ist es eine gute Möglichkeit, sich im Kalender eine Erinnerung einzutragen, um den Zahlungszeitpunkt nicht zu verpassen. Einige Zahlungsanbieter bieten auch in ihren Apps eine Benachrichtigungsfunktion an.
Haushalten Sie mit Bedacht
Wer Schulden hat – und nichts anderes entsteht durch BNPL – muss besonders gut auf seine Finanzen achten. Gehen Sie sicher, dass Sie Ihre Raten zahlen können, indem Sie das entsprechende Geld bereits am Monatsanfang zurückhalten. So geben Sie es nicht aus und sind zum Abbuchungszeitpunkt abgesichert.
Fazit: BNPL nutzen – Aber mit Bedacht!
„Buy now, pay later“ hat Vorteile – keine Frage. Brauchen wir beispielsweise für unseren Job sofort einen neuen Laptop, haben aber die Kaufsumme nicht ad hoc parat, könnte sich „Buy now, pay later“ anbieten, wenn wir gewissenhaft für uns selbst abgeschätzt haben, dass das fehlende Geld in den nächsten Wochen oder Monaten sicher auf unser Bankkonto fließt und wir damit die Raten bezahlen können.
Wichtig ist auch, dass wir die entsprechenden Gebühren und Zinsen im Blick und mit einberechnet haben, um keine bösen Überraschungen zu erleben. Denn eines ist sicher: Der Online-Einkauf ist durch die „Buy-now-pay-later“-Funktion immer teurer als, wenn wir die Kaufsumme auf einen Schlag bezahlen. Wenn Ihr Portemonnaie es hergibt, sollten Sie also gut überlegen, ob Sie das spätere Bezahlen wirklich für nötig halten. Die Überlegungen haben noch einen weiteren Vorteil: Wir behalten stets einen Überblick über unsere Finanzen und wissen, wann wir vielleicht von einem Kauf absehen und erst einmal ein Polster ansparen sollten. Und: Ganz wichtig ist es auch, beim mobilen Kaufen auf die Sicherheit zu achten. Wie das funktioniert, erklären wir Ihnen hier.
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