In den Medien überschlagen in den letzten Tagen leider wieder die Meldungen: Erneut sind hunderte Millionen Zugangsdaten wie E-Mail-Adressen und Passwörter illegal im Darknet veröffentlicht worden. Doch was steckt eigentlich hinter den vermeintlich dunklen, verborgenen Seiten des Internets, in denen Kriminalität an der Tagesordnung ist und illegale Inhalte verbreitet werden? Wir bringen Licht ins Dunkel.
Was ist das Darknet?
Das Darknet (aus dem Englischen für „Dunkles Netz“) ist ein Netzwerk, das neben dem Internet, wie die meisten es kennen und täglich nutzen, existiert. Seine wichtigsten Merkmale sind die Anonymität aller Nutzer und die undurchsichtigen Strukturen der Inhalte. Die Weiten des Darknets sind daher schwer zu ergründen — anders als im Internet, wo die Inhalte recht klar umrissen sind und z. B. durch Suchmaschinen wie Google aufgefunden werden können. Das Internet wird daher auch als Surface Web (dt. „Oberflächen-Netz“) bezeichnet. Es kann als die bloße Spitze eines Eisbergs gesehen werden, unter dem unzählige weitere Netzwerke verborgen liegen, zu denen auch das Darknet gehört.
Wie komme ich ins Darknet?
Die meisten, die noch nie mit dem Thema Darknet in Kontakt gekommen sind, stellen es sich vermutlich sehr kompliziert vor, auf das Netzwerk zuzugreifen. Doch eigentlich kann jeder Zugang zum Darknet bekommen — der Vorgang ist nicht viel komplexer, als online ein Paar Schuhe zu bestellen. Für den Zugang zum Darknet ist allerdings eine spezielle Software nötig, der den Weg in das dunkle Netz ebnet.
Der bekannteste Weg dorthin erfolgt über das sogenannte Tor-Netzwerk. Der Name des Netzwerks wird von der Bezeichnung „The Onion Router“, kurz „TOR“, abgeleitet. Und genau so kann man sich dieses Netzwerk auch vorstellen — wie eine vielschichtige Zwiebel.
Um über das Tor-Netzwerk ins Netz zu kommen, verbindet sich der sogenannte Client, also das Verbindungsprogramm deines Endgeräts, mit durchschnittlich drei verschiedenen Servern. Da der Weg somit nicht sonderlich geradlinig erfolgt und mehrere Schichten durchwandert werden müssen, wird der Nutzer von Schicht zu Schicht anonymer und kann seinen Weg in das Netz verschleiern. Durch diese komplexe Strecke werden allerdings auch die Ladezeiten erhöht — eine normale Suche kann somit auch schon einmal mehrere Minuten dauern.
Hat sich der Client mit den Servern verbunden, kann das Surfen im Darknet losgehen. Auch wenn sich das Netz optisch natürlich vom Internet unterscheidet und eher an die 90er Jahre erinnert, so gestaltet sich die Reise durch das dunkle Netz gar nicht so unähnlich wie das gewöhnliche Surfen im Internet:
Denn auch hier gibt es zahlreiche Online-Shops, die unterschiedlichsten Seiten und sogar spezielle Suchmaschinen, die das Darknet nach Inhalten durchsuchen. Anstelle von .de, .com & Co. haben diese alle eine bestimmte Endung: .onion. Diese Seiten können ausschließlich innerhalb des Netzwerkes aufgerufen werden. In die Adresszeile Ihres regulären Internetbrowsers eingegeben, werden Sie keinen Inhalt angezeigt bekommen.
Was sind die Inhalte des Darknets?
In den Massenmedien wird das Darknet zumeist als dunkler, gefährlicher Ort dargestellt, an dem kriminelle Aktivitäten und illegale Inhalte zur Tagesordnung gehören. Natürlich bietet sich das Darknet wegen der anonymen Strukturen als Nährboden für das Geschäft mit illegalen Drogen oder Waffen an. Neben der Auswahl an Waren werden auch Dienstleistungen wie Hacking oder sogar Auftragsmorde im Darknet angeboten. Bezahlt werden die Bestellungen in der Regel mit sogenannten Kryptowährungen, die auch bei der Bezahlung die Anonymität von Käufer und Verkäufer und sicherstellen.
Auch Identitäten und persönliche Daten zählen zum Angebot des Darknets. Besonders Kreditkarteninformationen gehören zu den beliebtesten Waren und werden von Cyberkriminellen in großen Stückzahlen online verkauft. Diese können zum Beispiel über Phishing in die falschen Hände geraten sein. Eine mögliche Folge kann Identitätsdiebstahl sein – und damit finanzielle oder Reputationsschäden. Wer wissen will, ob seine Daten im Darknet zum Verkauf angeboten werden, kann seine Daten mit einem Identitätsschutz prüfen — und im Schadensfall seine Kreditkarte umgehend sperren lassen.
Doch neben der dunklen Seite gibt es auch einen hellen Aspekt des Darknets. Aufgrund der Anonymität, mit der die Nutzer im Darknet unterwegs sind, kann das Netz von politisch Unterdrückten, Oppositionellen oder Journalisten für Kommunikation und Informationsaustausch genutzt werden. Dies ist insbesondere in Ländern, die unter einer strengen Zensur leiden (wie z. B. China oder Iran) oftmals die einzige Plattform für eine anonyme und unzensierte Kommunikation.
Auch für Whistleblower ist das Darknet eine elementare Plattform, um Enthüllungen zu veröffentlichen, ohne sich persönlich erkennbar zu machen. Einige große internationale Tageszeitungen — wie zum Beispiel die New York Times — sind daher ebenfalls den Schritt ins Darknet gegangen und bieten dort eine Möglichkeit an, anonym und geschützt Hinweise abzugeben.
Wie gefährlich ist das Darknet?
Aufgrund dieser vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten ist das Darknet nicht per se als gefährlich einzustufen. Vielmehr lässt sich das Netz in dieser Hinsicht vielleicht mit einer Großstadt vergleichen. In einer Großstadt hat man alle Möglichkeiten, seinen Tag zu gestalten, kann sich frei bewegen und sich vielerlei Orte ansehen. Doch in jeder Stadt gibt es auch Plätze, die man besser meiden sollte, um gefährlichen Phänomenen wie Kriminalität und Drogenhandel aus dem Weg zu gehen. Die Gefahr an solchen Orten ist natürlich höher.
Häufig kommt auch die Frage auf, ob die Nutzung des Darknets illegal sei. Die Antwort lautet nein, der Zugriff ist nicht illegal. Doch natürlich ist auch das Darknet kein straffreier Raum: Wer illegale Dinge tut, also gewisse Waren kauft oder verbotene Inhalte verbreitet, macht sich natürlich strafbar. Wie auch im Internet sollte man allerdings dennoch eine generelle Vorsicht beim Surfen wahren.
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